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beside the cage: zwei teile

Westfalenblatt, 30.10.2007
Von Stephan Woike

Gütersloh (swo) Aus der Posaune ertönen rhythmische Schmatzgeräusche, zu denen die Elektrogitarre hochfrequent quietscht, während verrauschte Stimmen aus einer Lautsprecherbox tönen.
Wer am Sonntag dem Konzert der Band „Beside the Cage“ in der Volkshochschule beiwohnte, bekam Improvisationsmusik vom Feinsten geboten - also Musik, die aus dem Moment heraus entsteht - Musik, die nur aus der Wechselwirkung der Musiker geboren wird, so wie die des Komponisten John Cage, dessen atonale „Neue Musik“ vor gut 50 Jahren bei gutbürgerliche Musikliebhaber pures Entsetzen hervorrief.
Mittlerweile ist Improvisationsmusik längst salonfähig geworden, in ein Genre lässt sie sich trotzdem nicht einordnen, der Übergang zu Freejazz und zur modernen Klassik ist fließend.
„Beside the Cage“ – das sind die Posaunisten Oliver Demand und Moritz von Woellwarth, Sascha Demand an der E-Gitarre und noch zwei weitere Musiker, die am Sonntagabend aber nicht dabei waren. Dafür kam in der zweiten Konzerthälfte Detlef Güthenke am Kontrabaß dazu.
Der Bühnenaufbau war scheinbar selbst improvisiert, erinnerte mit dem Kabelgewirr und den leeren Wasserflaschen auf dem Boden eher an einen Proberaum.
Tatsächlich ist die Vielfalt an Geräuschen und Klängen, die Oliver Demand und Moritz von Woellwarth mit ihren Posaunen erzeugen wirklich erstaunlich, eine ganze Klangpalette treten sie los, von penetranten Schmatzgeräuschen und ohrenbetäubendem Knattern bis hin zu eleganten, leichtfüßigen Stakkati.
Die Musiker verstehen ihre Auftritte nicht als Konzerte im klassischen Sinn, sondern als Kunstwerk, in dem das Publikum als fester Bestandteil eingebunden ist. „Improvisation ist auch eine politische Haltung, etwas, das jeder kann, ohne Vorgaben und Kompositionen,“ erklärt Sascha Demand, „wir überlassen es dem Publikum, wie es seine Rolle defniert.“

Oliver Demand nennt John Cages Komposition „Silence“ als ein Vorbild für seine Arbeit. In diesem Stück tritt der Musiker vor das Publikum, nimmt den Platz vor seinem Instrument ein und spielt drei Minuten lang – gar nichts. Die „Musik“ entsteht nur durch die Geräusche, die das Publikum macht und die von draußen in den Konzertsaal dringen. Für Oliver Demand war die Beiwohnung einer Aufführung von „Silence“ ein Schlüsselerlebnis, wo er die Faszination improvisierter Musik das erste Mal erfahren habe, sagt er. Und auch, wenn „Beside the Cage“ nur eine handvoll Menschen mit ihrer Musik erreichen, „wenn wir das nicht machen würden, wäre das eine Ausgrenzung einer ganzen Musikrichtung,“ sagt Sascha Demand.