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Künstlerische Gardinenpredigt
Neue Ausstellung im Büro für Alleskönnerei

Neue Westfälische, 24.09.2004
Von Rolf Birkholz

Birgit Hölmer hat dem „Büro für Alleskönnerei“ eine Gardine verpasst. Aber eine, durch die man stellenweise auch hineingucken kann. Das „Prinzip Gardine“, nur einseitig hindurchschauen zu können, ist hier bewusst missachtet.

Die Künstlerin stellt vom heutigen Samstag an gemeinsam mit Silke Brösskamp in Oliver Demands Alleskönnereibüro in der Schulstraße aus. Eröffnet wird um 14 Uhr. Doch nicht, dass man hindurchsehen kann, sondern natürlich, dass der etwa drei mal dreieinhalb Meter messende Stoff zu sehen ist, mag Besucher in die Ausstellungsräume ziehen.

Die weiße Gardine mit floralem Muster ist straff gespannt. Einige mit Grüntönen kreisförmig bemalte Partien heben die einseitige Blickdichte auf. Dazu zeigt die Bielefelderin mit Bleistift gezeichnete „Einblicke in Gartensituationen“ und spezielle „Gardinenbilder“. Hier wurde auf Gardinenstoff gezeichnet und dann von hinten dick Farbe aufgebracht, so dass lichtdurchlässige, durch die Gegensätzlichkeit von filigranem Malgrund und kräftigem, durchdringendem Farbauftrag wirkende Malereien entanden.

Eine gewisse pflanzliche Note verbindet Birgit Hölmer in dieser Schau mit Silke Brösskamp. Beide kennen sich im Übrigen vom Studium an der Kunstakademie Münster (Hölmer bei Timm Ulrichs, Brösskamp bei Reiner Ruthenbeck, Katharina Fritsch). Denn das Gardinengrün im Augenwinkel, blickt man im oberen Raum auf Brösskamps „Tapete 1“, eine auf Papier gemalte Gruppe rund geschnittener, buchsbaumartiger Büsche.

Die Münsteranerin, die 1998 den Förderpreis der Woldemar Winkler-Stiftung erhielt, greift mit der fototapetenartigen Arbeit die Exaktheit von Landschaftsarchitektur auf. Davor ist die Installation „Bank und Teppich“ platziert. Einer unbequem hochlehnigen, hölzernen Sitzbank steht in unkomfortabler Entfernung ein Fuß- oder Kniebänkchen gegenüber.

Direkt vor der Bank liegen paarweise mit rosa Stoff überzogene Schaumstoffbällchen. Gedanken zu hart/weich, bequem/unbequem könnten den Beginn einer Assoziationskette bilden. Eine Beichtstuhl-Situation? Vielleicht, wenn man Hölmers Gardine hinzuzöge.